Das Arbeiten im Bestand ist immer eine große Herausforderung. Die Sparkasse Döbeln beauftragte uns mit der Tragwerksplanung zur Erweiterung und Sanierung des Erich-Heckel-Hauses.

Die Anforderungen bei der Tragwerksplanung für die Sparkasse Döbeln

  • neue Nutzung für denkmalgeschütztes Objekt unter Beachtung einer Vielzahl von Anforderungen unterschiedlicher Fachgebiete
  • Arbeiten im Bestand
  • weitestgehender Erhalt der Gebäudestruktur
  • Arbeiten im innerstädtischen Bereich
  • schlechte Baugrundbedingungen
  • erstmalige Modellierung/Erfassung der Gesamtmaßnahme als 3D Objekt
  • Ertüchtigung eines historischen Dachstuhls zur Nutzung des Dachgeschosses als Erholungs- und Fitnessbereich, bei gleichzeitiger Weiternutzung von Erdgeschoss und Obergeschoss des Hauptgebäudes

Gemeinsam zum Ziel

Wir kannten das Bestandsgebäude bereits, da wir im Rahmen der Hochwassersanierung zum Hochwasser 2002 bereits mit einer Planung beauftragt wurden.

Unsere Erfahrungen mit Bestandsbauwerken und in der Zusammenarbeit mit anderen Fachingenieuren hat uns bei dieser Projektplanung sehr geholfen. Außerdem verfügen wir über ein gutes Netzwerk für Spezialgebiete z.B. Spezialtiefbau, auf das wir zurückgreifen konnten.

Mithilfe unserer leistungsstarken Software Tekla Structures ließ sich der Gebäudebestand detailliert abbilden. Sämtliche interdisziplinäre Zusammenarbeit vom Architekten, Tragwerksplaner und Haustechniker erfolgte über das gemeinsame Tekla-Modell. Die Idee des BIM (Building Information Modeling) wurde aktiv gelebt.

Von Schutzdächern, Feng Shui – Besonderheiten und Herausforderungen im Projektverlauf

Das Vorhaben bestand aus einem historischen Gebäudeteil (vermutlich um 1730), welcher zwei Anbauten (um 1900) im Hof hatte. Das „Altgebäude“ sollte bis auf das Dachgeschoss komplett unangetastet bleiben. Im Dachgeschoss wurde ein Erholungs- und Fitnessbereich geplant.

Dabei wurden erhebliche Lasterhöhungen im historischen Teil durchgeführt. Die letzte Geschossdecke wurde genau erfasst, um den neuen Stahldachstuhl, welcher die Haustechnik aufnimmt, zwischen die Bestandsdeckenkonstruktion einbauen zu können.

Die beiden jüngeren Anbauten wurden komplett entkernt und die verbliebenen Außenwände mittels einer Aussteifungskonstruktion über die gesamte Rohbauzeit stabilisiert. In Form einer Geschosserhöhung durch ein zusätzliches Staffelgeschoss (Stahlbetondecken & -stützen) und die Nutzung des vormals freien Innenhofs als Atrium, wurde die Gebäudekubatur teilweise erweitert.

Aufgrund der schlechten Bodenverhältnisse musste der Neubauteil mittels Kleinbohrpfählen eine Gründungsergänzung erhalten. Insgesamt wurden ca. 50 Kleinbohrpfähle niedergebracht.

Der Zugang zu den Büroräumen erfolgt über geschwungene Laubengänge (nach Grundsätzen des Feng Shui). Um die geschwungenen Laubengangbrüstungen vor Ort herstellen zu können, wurden aus dem Modell heraus Pläne im Maßstab 1:1 erzeugt. Diese dienten als Vorlage zur Herstellung der Schalung.

Gebaut wurde komplett über die Winterzeit mit einem Schutzdach, so dass die Büroräume im Erdgeschoss/Obergeschoss weiterhin ohne Beeinträchtigung genutzt werden konnten.

Fazit

Das Arbeiten im Bestand ist immer eine sehr große Herausforderung, da eine historische Bauweise mit den heutigen anerkannten Regeln der Technik zu harmonisieren sind. Je gründlicher in diesem Zusammenhang die Bestandserfassung aller vorhandenen Bauteile erfolgt, umso weniger Überraschungen erfährt der Planungs- und Bauprozess.

Es war äußerst angenehm als Planer für einen Bauherrn zu arbeiten, welcher seine Aufgaben im Bauprozess genau kennt und diese äußerst sorgfältig abarbeitet. Vertrauen auf beiden Seiten in die Leistungen des jeweils anderen, ermöglicht ein konzentriertes und erfolgreiches Lösen von – im Bau- und Planungsprozess – auftretenden Problemen. Dies war der Hauptgrund für den erfolgreichen Projektabschluss innerhalb von 12 Monaten.

Mit diesem Projekt haben wir den 2. Platz bei den Tekla Deutschland BIM Awards belegt.